Beachte die folgenden drei Grundregeln:
1. Prioritäten setzen
Was ist mit Deiner Monitorsituation?
Ganz wichtig: große Entscheidungen werden auf kleinen Lautsprechern getroffen, kleine Entscheidungen auf großen Lautsprechern.
Im Speziellen, wenn Du in einem Raum arbeitest, der akustisch nicht optimiert ist, machen große Monitore mit viel Bass ÜBERHAUPT keinen Sinn.
Stattdessen empfehle ich, lieber mit einem kleinen Küchenradio oder “Portable Stereo” zu mischen, und Entscheidungen “im Vorbeigehen” zu treffen.
Klingt kryptisch? HIER erfährst Du alles zum Thema.
Optimiere Deinen Abhörraum
Schon ein Investment von 150 Euro kann den Unterschied machen. So geht’s…
Analysiere den musikalischen Kontext Deines Low-End
Schau Dir Kick und Bass im musikalischen Kontext an, und viele Probleme lassen sich einfacher lösen. Wenn der Grundton Deiner Kick sich mit der Tonart des Songs verträgt, und keine der Bassnoten gegenüber den anderen herausspringt, wird sich alles leichter zusammenfügen. Kein Plugin, und kein EQ ersetzt eine solche Analyse – MEHR HIER
2. Die “Bottom Up”-Methode
Schon wieder so ein kryptischer Begriff… hier geht es darum, daß tiefe Frequenzen (= bottom) viel mehr physische Energie haben als Mitten oder Höhen – und wir uns daher immer zuerst um die tiefen Frequenzen kümmern.
Die “Bottom Up”-Methode beim EQing
Beschaftige Dich zuerst mit den tieferen Frequenzen eines jeden Sounds, bevor Du an die Mitten und Höhen rangehst.
Jeder Sound besteht im Prinzip aus je einer TON- und GERÄUSCH-Komponente.
Entferne zunächst alle unerwünschten Frequenzen im Sub-Bass Bereich, dann kümmere Dich um den TON eines jeden Instruments. Der TON besteht aus den Grundtönen und zweiten Harmonischen eines jeden Sounds.
Stelle sicher der TON klingt rund, ausgeglichen, und ist frei von störenden Resonanzen.
Finde im nächsten Schritt eine ausgewogene Balance zwischen TON und GERÄUSCH. Das muss nicht komplizierter sein, als mit einem High Shelf EQ alle Frequenzen über 3kHz abzusenken, oder anzuheben, zum Beispiel wenn Du mehr “sizzle” in einem Synth möchtest, mehr Saitengeräusche bei einer Gitarre, oder mehr “Klick” bei einer Kick.
Viel komplizierter ist EQing nicht.
“Bottom Up”-Methode und Kompression
Die Pegelanzeigen in Deiner Software täuschen… die sichtbaren Signalspitzen werden oft von hohen Frequenzen erzeugt, und so neigst Du vielleicht dazu, Kompression oder Limiting zu benutzen um diese zu reduzieren. ALLERDINGS… ein superschneller Kompressor oder Limiter am Anfang der Signalkette klingt nicht sehr musikalisch.
Die Lautstärke unseres Signals (= RMS Pegel) hängt viel mehr von den tiefen Frequenzen des Signals ab.
Wenn es sich nicht gerade um Drums oder Percussion handelt, sollte der erste Kompressor in Deiner Plugin-Kette ein langsamer, “musikalischer” Kompressor sein. “Musikalisch” bedeutet in diesem Zusammenhang:
– langsame Attack-Zeit,
– niedrige Kompressionsrate,
– hoher Treshold,
– und am besten ein Kompressor der Obertöne generiert
(was ganz nebenbei auch tiefe Töne besser lokalisierbar auf kleinen Lautsprechern macht).
Mehr über das Thema Kompression und Obertöne HIER.
Die “Bottom Up”-Methode beim Gain Staging
Der übergeordnete Kontext für die bisherigen Empfehlungen ist die Gain Struktur Deines Mix. Dazu gibt’s ein komplettes Tutorial HIER.
3. Zugriff auf die wichtigsten Parameter herstellen
Die Vorstellung, daß man einen Sound im Mix einmal richtig einstellt und das wars dann, ist FALSCH.
Nehmen wir mal eine Kick – ohne den Kontext des Bass, und der anderen Quellen im Mix können wir uns niemals auf eine “bestimmte Menge” an “Low End” festlegen.
Bei manchen Mixen hat die Kick schon von vornherein viel Low-End, andere Male klingt sie schlank, aber ist in perfekter Balance mit dem Bass, und in dem Fall kannst Du den finalen Low-End Anteil mit einem Pultec oder Linear Phase EQ auf dem Mix-Bus feinabstimmen. Ach ja, mehr über verschiedene EQ-Typen erfährst Du HIER…
Denk immer daran, warum Mastering-“Guru” Brian Gardner den Spitznamen “Big Bass” hat:
wenn Dein Mix ausgeglichen, rund und dynamisch ist, hat der Mastering Engineer mehr Möglichkeiten, das Maximale aus dem Bass-Bereich rauszuholen.
Wenn Du Deine Kick schon von Anfang an mit viel Bass anreicherst, bleibt nicht viel Spielraum.
Aber wie kontrolliert man diese Dinge über die diversen Schritte des Mixes hinweg?
Ganz einfach – in dem wir auf die entscheidenden Parameter Zugriff haben, und diesen Zugriff gleich zu Beginn unserer Mischung herstellen.
Bleiben wir bei unserem Kick-Beispiel – wir brauchen Kontrolle über folgendes:
1. Subsonic Roll-Off, der unerwünschte Geräusche/Energie im Sub-Bass Bereich entfernt (zwischen 0 und 60 Hz)
2. Bell Curve EQ auf dem exakten Grundton der Kick (zwischen 40 und 70 Hz)
3. Bell Curve EQ auf der zweiten Harmonischen (Druckpunkt der Kick, eine Oktave über dem Grundton, zwischen 80 und 140 Hz)
4. Shelf EQ für alles über 300 Hz
5. Transient Shaper/Designer, um den Pegel des Anschlages bzw. die Ausklingzeit der Kick im im Detail zu regeln.
Die entsprechenden Plugins in den jeweiligen Mixer-Channel einzusetzen, bedeutet jedoch nicht gleich, daß man sofort etwas boostet oder absenkt.
Diese Prozessoren und das Identifizieren der entsprechenden Frequenzen gibt uns aber über den gesamten Mix hinweg immer die Möglichkeit einzugreifen, wenn nötig.
In der Endphase der Mischung fällt uns vielleicht auf, daß wir den Grundton der Kick etwas absenken müssen, um mehr Platz für den Bass zu machen, und gleichzeitig den “Druckpunkt” anzuheben, um der Kick mehr “Punch” zu geben.
Wenn Du Deinen finalen Mixbus-EQ verwendest, um dem gesamten Mix mehr “Oomph” zu geben, wirst Du gleichzeitig vielleicht den Grundton der Kick etwas zurücknehmen, um mehr Spielraum für den Bass-Boost zu haben.
Dieses Konzept ist auf jeden Sound in Deinem Mix anzuwenden – hier die wichtigsten Parameter am Beispiel von Lead Vocals:
1. Ess-Laute: ein De-Esser kann die spezifische Frequenz reduzieren
2. Wucht und Wärme: ein breitbandiger EQ im Bereich der Grundtöne der Lead Vocals macht dies kontrollierbar
3. Präsenz: verschiedene EQs im Bereich der Mitten von 1 bis 8kHz
4. Attitüde: ein Kompressor, der die Lead Vocals im Mix immer “vorne” hält
Also – es geht erst mal nur darum, Zugriff auf diese Prozessoren und Parameter zu haben, damit sie da sind, wenn man sie braucht. Manchmal sind es subtile Änderungen, die man vornimmt, manchmal drastische – entscheidend ist, daß man intuitive Entscheidungen treffen kann, und auf alle notwendigen Parameter JEDERZEIT zugegriffen werden kann, nicht erst wenn ein Problem akut wird – den am Ende kann nur die totale Kontrolle über all diese Parameter vermeiden, um was es hier ging: den DOMINO EFFEKT.