Vor etwa 15 Monaten habe ich einen Artikel mit dem Titel “Raumakustik – Ghetto Style” veröffentlicht, der dann später auch Teil von meinem Buch “YOUR MIX SUCKS” wurde, und seitdem viel gutes Feedback bekommen hat von Leuten, die endlich mal einen ersten Schritt machen wollten in Sachen Akustik-Optimierung.
Die “Ghetto Style”-Methode ist einfach, effektiv und benötigt nicht viel mehr als € 150 Euro und ein paar “Basic Skills” (nicht komplizierter als ein IKEA-Regal zusammenzubauen). Im Kontext eines Mixing Buch könnte man es auch dabei belassen, aber es gab sehr viele Anfragen von Lesern, die noch einen Schritt weiter gehen wollten.
Die folgende Konstruktion ist ein sehr großer Schritt nach vorne im Vergleich zum bloßen Stapeln von Rockwool, and ist – abhängig vom verfügbaren Platz in Euerem Abhörraum – auch schon sehr nah dran an einer perfekten Lösung zum Thema Bass Trapping.
Alles unter 200 Hz ist sehr schwierig unter Kontrolle zu bekommen. Egal wie viele Absorber, Panels, Teppiche, Sofas, Bücher, etc. im Raum stehen – schaut man sich die Ausklingzeiten des Frequenspektrums an, ist das Hauptproblem am Ende fast immer, daß die Bässe zu lange nachklingen.
Tiefe Frequenzen haben wirklich eine enorme Energie, da hilft kein Sofa, kein Bett, und kein Bücherregal… und der Großteil landet in den Ecken des Abhörraums, um von da aus weiteres Unheil anzurichten. Deshalb ist da auch der effektivste Ansatzpunkt.
Wie immer versuche ich das ganze so wenig wissenschaftlich wie möglich zu beschreiben – die Theorie dahinter könnt Ihr woanders nachlesen. Ich erkläre kurz das Prinzip und wie man das Ding zusammenbaut.
Schritt 1: Aufbrechen der Wellen
Installation der sogenannten “Waveguides”.
Als erstes versuchen wir, die eintreffende Welle so gut es geht aufzubrechen.
Hierfür installieren wir in der Ecken sogenannte “Waveguides”.
Sie sollen die Basswellen “aufbrechen” und in die Ecke des Raumes leiten. Das funktioniert, in dem die Bässe zwischen den “Waveguides” reflektieren und dadurch je weiter sie in Richtung Ecke gelangen, immer mehr Energie verlieren.
Das Material der Wahl ist hier MDF oder Spanverlegeplatten (12-18mm).
Die einzelnen Platten sollten vom Boden bis zur Decke reichen. Je tiefer – desto besser.
In meinem Studio sind sie fast 2m tief, aber auch die halbe Länge bringt schon erstaunliche Verbesserungen.
Sie sollten sich nicht in der Ecke berühren, auch wenn hinten noch 20cm Platz ist, funktioniert das Prinzip.
Erstmal markieren wir die Positionierung:
– die erste Platte sollte von der Raumecke auf den nächsten Lautsprecher gerichtet sein.
– Alle Weiteren orientieren sich an der ersten Platte und werden im Winkel von 12° aufgefächert
Ist das erledigt, können wir die zugeschnittenen Platten an den markierten Stellen angebracht werden.
Schritt 2: Abbremsen der Wellen
Nun wollen wir die Wellen auf ihrem gelenkten Weg in die Ecke abbremsen. Hierfür füllen wir jetzt einfach den ganzen Zwischenraum mit Glaswolle.
Warum Glaswolle und keine Rockwool?
In der Regel hat Glaswolle eine geringere Dichte, was hier erwünscht ist. Rockwool ist für diesen Zweck schon zu dicht und reflektiert einige der sehr tiefen Frequenzen wieder zurück. Das wollen wir natürlich nicht – alle tiefen Frequenzen sollen in der Bass-Trap abgebremst werden.
Die gewünschte Dichte lieg bei ca. 15kg/m3. Mit der folgende Formel kannst du die Dichte aus den im Baumarkt angegebenen Daten berechnen. Rockwool liegt in der Regel bei 30kg/m3.
Das gesuchte Material ist in Deutschland auf jeden Fall bei OBI, Bauhaus, etc. zu finden.
Auf diesem Bild sind die Räume zwischen den Wavesguides schon fast vollständig mit Glaswolle gefüllt. Das geht wirklich ganz schnell, denn die Panels sind fest genug, daß man sie ganz einfach vertikal übereinanderstapeln kann, ohne dass sie in sich zusammenfallen.
Schritt 3: Optik
Dieser letzte Schritt hat rein optische Gründe – wir bauen einen einfachen Rahmen aus Bauholz, den wir mit feuerfestem Moltontuch beziehen.
Auch das kriegt jeder hin – zwei Dachlatten verschrauben und Versteifung dazwischen, damit der Rahmen sich durch das Aufziehen des Stoffes nicht verzieht. Der Stoff wird dann auf der Rückseite festgetackert, und dabei immer wieder nachgezogen, so daß er am Ende schön straff auf dem Rahmen sitzt. So entsteht eine optisch sehr schöne “Fake-Wand”.
Ganz wichtig: auf KEINEN FALL eine Schicht Rockwool hinter den Stoff ins Panel integrieren – einfach nur den Stoff aufziehen.
Wir wollen, daß die Bässe den Weg durch die Bass-Trap gehen, und wie schön erwähnt kann Rockwool durchaus auch zum Reflektor werden (im Bereich um 20 Hz).
Auf dem nächsten Bild sind die fertigen Rahmen, bevor sie mit Decke und Boden verschraubt werden, zu sehen.
Wir haben dann zwischen die Stoff-Panels noch Stahl T-Profile gesteckt (und verschraubt). Dadurch wird der Anschluss zwischen den verschiedenen Panels elegant verdeckt. Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden.
Das Bild unten ist aus meinem eigenen Mixraum – wir hatten vor dem Bau der Basstraps ein “Frequenz-Loch” bei 40Hz, das wir auch mit Massen von Rockwool nicht in den Griff bekamen. Jetzt sind die 40 Hz wieder voll da, und insgesamt hat sich die Ausklingzeit im Bassbereich mehr als halbiert.
Soviel zum Thema… wem dieser Artikel gefallen hat, der sollte mal ins Inhaltsverzeichnis des Bestsellers YOUR MIX SUCKS reinschauen. Das eBook ist jetzt auch in deutscher Sprache erhältlich.